26.02.16 - Kalk-ofen oder Kal-kofen - eine Namensdeutung
Ein rundum spannender und unterhaltsamer Abend!
Die ca. 30 begeisterten Besucher verfolgten gebannt den Ausführungen von Dr. Christian Freitag. Er hat in seiner professionellen Art und Vorbereitung uns einen sehr unterhaltsamen und dem Thema angemessenen Beitrag zur Deutung des Ortsnamens "Kalkofen" beschert - vielen Dank!
Die wechselvolle Geschichte und Entwicklung des Ortsnamens reicht bis ins Jahr 1086 zurück, als "Calcophe" zum ersten Mal in einer Urkunde genannt wird. (siehe nachstehende Tabelle - zum Vergrößern draufklicken)
Zunächst sollte die Frage beantwortet werden, ob sich früher hier am Ort tatsächlich ein Ofen zum Brennen von Kalk befand. Das wäre ja die zunächst naheliegendste Vermutung, den Ortsnamen zu deuten. Historiker und Geographen haben da allerdings so ihre Zweifel. Zum einen gibt es hier keine nennenswerten Kalk-Lagerstätten, zum anderen waren damals die notwendigen Transportwege ebensowenig vorhanden wie genügend Hartholz als Brennmaterial. Auch bleibt unklar, wer denn in diesen frühen Zeiten die Abnehmer für den gebrannten Kalk hätten sein sollen.
Oder leitet sich der Ortsname „Kalkofen“ vielmehr von den alten Flurnamen „Kahl“ und „Kahlhalden“ (beide unterhalb des Josenbergs am heutigen „Kahlweg“ gelegen) ab? Zur Klärung dieser Fragen wurden alte Dokumente und Landkarten gezeigt, um im Einzelnen nachzuvollziehen zu können, wie sich der Ortsname "Kalkofen" im Laufe der Jahrhunderte entwickelte.
Durchaus denkbar wäre es, dass sich der Ortsname aus der Zusammensetzung der Wörter "ka(h)l" und "kofen" gebildet hat. "Ka(h)l" steht hierbei für eine freie, gerodete Fläche, während der Wortteil „kofen" (gleichbedeutend wie "hofen") oft eine Ausbausiedlung benennt. Nach dieser Lesart würde der Ortsname als „Kal-Kofen“ gedeutet. Als solcher würde er auch durchaus in die Reihe vieler auf "kofen" endender Ortsnamen im Bodenseehinterland (wie z. B. Inzigkofen) passen.
Ob wir die Benennung unseres Ortes nun als „Kalk-Ofen“ oder als „Kal-Kofen“ interpretieren – beides ist möglich: die Ortsbezeichnung „Kalkofen“ ermöglicht beide Deutungen dieses (nach wie vor) rätselhaften Ortsnamens.
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Artikel Südkurier